Zugang zu sauberem Trinkwasser und Toiletten auf dem Schulgelände, verbesserte Gesundheit der Dorfgemeinschaft, verständliche Grundlagen zu gesunder Ernährung: Das sind die Ziele der «Blauen Schulen», die überall auf der Welt entstehen. Wie zum Beispiel im Niger, wo dank Aufklärungsarbeit und besserer Infrastruktur die Gesundheit der Menschen in der Region nachhaltig verbessert wird.
Die Fakten
Die Ziele
Das Projektziel ist die nachhaltige Verbesserung des Gesundheitszustands und die Stärkung der wirtschaftlichen Situation von Frauen und Jugendlichen in der Region Dosso. Dies soll durch den dauerhaften Zugang zu sauberem Wasser, der Förderung besserer Hygiene und der gemeinschaftlichen Verwaltung von Wasser und sanitären Einrichtungen sichergestellt werden.
Das Programm «Blaue Schulen» nimmt in diesem Projekt eine wichtige Rolle ein: Dabei liegt der Fokus auf den Themen Abfallrecycling, Menstruation und Monatshygiene. Weiter lernen Jugendliche, Gemüsegärten nach agrarökologischen Prinzipien anzulegen.
Das Projekt wird finanziell unterstützt von der DEZA.
Mit Spitzhacke und entschlossenem Blick jätet Inayatou Hama Unkraut im Feld; den Dreck und Staub, der dabei ihr smaragdblaues Kleid verschmutzt, stört sie nicht. Mit zwölf Jahren entdeckte Inayatou die Schätze, die das Land zu bieten hat, und davon gibt es viele.
«Ich habe gelernt, mich um die Bäume zu kümmern, Dung auf den Feldern zu verteilen und richtig zu säen. Jetzt weiss ich, wie ich den Boden vorbereiten, pflügen und bewässern muss», erklärt die Schülerin.
Gärten der Hoffnung
Im Oktober 2021 wurde Inayatous Schule zu einer «Blauen Schule». Der Ansatz dieser Schulen verknüpft Bildung, Umwelt und Hygiene. In Inayatous Schule trägt das Konzept bereits Früchte: Im Schulgelände wächst überall Gemüse, das die Schülerinnen und Schüler gemeinsam anbauten. In den Schulgärten lernen sie auf Versuchsfeldern verschiedene Gemüse- und Getreidesorten und ihre ernährungsphysiologischen Vorteile kennen. Sie erfahren mehr über agrarökologische Anbautechniken, wie das Kompostieren, Keimen, Säen und Bewässern und stellen selber natürliche Pestizide und Düngemittel her.
Die Ernte der Schulgärten dient dem Eigenverbrauch, für den Schullunch aber auch für die Ernährung der Familien. So kehrt Inayatou regelmässig mit einer Tasche voller Auberginen, Moringa, Tomaten und Karotten nach Hause zurück. Die Lebensmittel ergänzen die manchmal mageren Ernten der Familien und verbessern die Qualität der Mahlzeiten, die sonst hauptsächlich aus Getreide bestehen. Nicht nur davon profitiert die Familie; die Schülerinnen und Schüler geben das erlernte Wissen aus den Schulgärten zu Hause weiter.
Bessere Infrastruktur, bessere Gesundheit
In den «Blauen Schulen» setzen sich die Fachleute auch dafür ein, die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu verbessern. Dabei lernen sie, wie wichtig Hygiene für die Gesundheit ist und sie werden in Körperpflege, Menstruationshygiene und Gesundheitsprävention unterrichtet.
Latrinenanlagen und Handwaschanlagen in der Nähe der Schule ermöglichen den Kindern Zugang zu Toiletten und Waschbecken. Dadurch reduziert sich die Zahl der Abwesenheiten der Schüler:innen erheblich. Die Kinder müssen ihre Notdurft nicht mehr in Freien verrichten und nehmen regelmässiger am Unterricht teil – dies dank der Zeitersparnis fürs Wasserholen und der Aufklärung und Sensibilisierung rund um die Hygiene.
Das Konzept der «Blauen Schulen» beruht auf dem Prinzip, dass Kinder Teil der Veränderung sind. «Wenn wir Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren über den Zusammenhang zwischen Hygiene und Gesundheit aufklären, werden sie mit diesem Wissen aufwachsen und es an ihre Familien weitergeben», erklärt Ibrahim Hamadou, Projektleiter bei SWISSAID Niger.
Für die Frauen
Der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist im Niger zentral; gehört das Land doch zu jenen Ländern, in denen die Kindersterblichkeitsrate aufgrund von unsauberem Wasser zu den höchsten der Welt zählt. Doch der schlechte Zugang zu sauberem Trinkwasser bedroht nicht nur die Kinder. In der Region Dosso, in der das SWISSAID-Projekt läuft, haben über die Hälfte der Menschen kein sauberes Trinkwasser und über 75 Prozent keine Möglichkeit, eine Toilette zu benutzen.
Damit die über die Kinder vermittelte Sensibilisierung in der gesamten Gemeinschaft wirksam wird, muss die Trinkwasserinfrastruktur verbessert werden. Neue Wasserversorgungsanlagen und Brunnen, zentrale Wasserspeicher und neue Wasserleitungen, Zisternen und Trinkwasserspender sollen die Menschen in den Dörfern mit sauberem Wasser versorgen.
Ihre Spende verändert Leben
Eine Frau klärt die Dorfbewohnerinnen darüber auf, wie wichtig es ist, Hygienematerial, insbesondere Binden, zur Verfügung zu haben. Die Menstruation ist in der nigerianischen Gesellschaft noch immer ein Tabuthema, auch unter Frauen.
Frauen und Mädchen profitieren besonders von diesen Verbesserungen. Dank dem vorhandenen Wasser im Dorf können sie die Zeit, die sie normalerweise für das Wasserholen benötigten – manchmal bis zu fünf Stunden – besser nutzen; für den Schulbesuch oder den Verkauf ihres angebauten Gemüses. Während der Menstruation, die selbst unter Frauen noch ein Tabuthema ist, ermöglichen Toiletten auf dem Schulgelände einen Unterricht ohne grosse Unterbrechung. Den Schülerinnen werden Nähmaschinen zur Verfügung gestellt, damit sie Binden selbst herstellen und so ihre Menstruation würdevoll erleben können.