In manchen Gegenden dieser Welt ist Landbesitz ein Schlüssel zu nachhaltiger und sicherer Ernährung und garantiert vielen Familien ihr Überleben. Doch Frauen bleibt vielerorts der Zugang zu Land verwehrt. Paradoxerweise sind es aber oft die Frauen, die für die Familie und die Nahrung sorgen. Dadurch schmälert sich das Einkommen der Familien und viele kommen kaum mehr über die Runden. Ein neues Projekt in Guinea-Bissau soll das Gleichgewicht wiederherstellen und den Zugang zu Land für Frauen vereinfachen sowie die landwirtschaftliche Diversifikation der Familien verbessern.
Die Fakten
Die Ziele
Das Projekt hat einerseits zum Ziel, durch die nachhaltige Verbesserung der agrarökologischen Produktion eine sichere Nahrungsmittelversorgung für die Zielbevölkerung zu erreichen. Andererseits sollen Bäuerinnen Landbesitzrechte ermöglicht und Frauenverbände institutionell gestärkt werden.
Dieses Projekt wird durch den Programmbeitrag der DEZA mitfinanziert.
In Guinea-Bissau ist die Armut besonders in den ländlichen Gebieten gross. 60 Prozent der Menschen in den Regionen Oio, Bafatá und Bissau leben von weniger als 1,90 USD pro Tag. Sie sind für ihr Überleben auf die für den eigenen Bedarf ausgerichtete Landwirtschaft angewiesen. Alternative Einkommensquellen gibt es für sie kaum. Klimaveränderungen wie verlängerte Trockenzeiten und starke Regenfälle, aber auch die übermässige Nutzung und Erosion der Böden, führen zu Ernteausfällen und gefährden zunehmend die Ernährungssicherheit der Familien.
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Ungerechtigkeit, die alle betrifft
Die Situation ist besonders kritisch, da die Frauen kein eigenes Land besitzen und dadurch selbst nichts anbauen können. Sie haben kein Recht auf Landbesitz, weder durch Heirat, noch durch Erbschaft oder gar Kauf und bleiben dadurch oft machtlos.
Das Einkommen der Familien hängt von ihren Ehemännern ab: «Geld zu verdienen war sehr schwierig. Ich baute Hirse an, meine Frau half mir dabei. Aber wir hatten nur ein kleines Stück Land und nicht genügend Geld, es zu vergrössern. So konnte meine Frau leider kein Gemüse anbauen», erklärt Tore J. Mbunde, 45 Jahre alt und Vater von neun Kindern.
Um den drohenden Hunger zu bekämpfen, hat SWISSAID das Projekt «Zugang zu Land für Frauen» ins Leben gerufen. Isabela Inbali, eine Bäuerin in der Region Oio, ist seit dem Start des Projekts dabei. Als sie nach einem Weg suchte, um mit fünf Kindern finanziell über die Runden zu kommen, bat sie ihren Vater, ihr ein Stück Land für den Gemüseanbau zu leihen.
Obwohl ihr der Anbau von Auberginen und Zwiebeln gute Erträge einbrachte, blieb ihre Situation instabil. Sie war nicht die einzige; alle Frauen im Dorf klagten über die prekäre Situation. «Wir haben uns entschlossen, uns in einer Gruppe zu organisieren, um Saatgut und eigenes Land zu kaufen», erklärt Isabela.
«Geld zu verdienen war sehr schwierig. Ich baute Hirse an, meine Frau half mir dabei. Aber wir hatten nur ein kleines Stück Land und nicht genügend Geld, es zu vergrössern. So konnte meine Frau leider kein Gemüse anbauen.»
Tore J. Mbunde, 45 Jahre und Vater von neun Kindern
Advocacy und Selbstvertrauen stärken
Sie und 18 weitere Bäuerinnen-Vereinigungen wurden beim rechtmässigen Landerwerb von 38 Hektaren Ackerland begleitet. Dazu war langwierige Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit in den Gemeinden und bei den Behörden nötig. «Die Lobbyarbeit bei unseren Stammesführer erleichterte ihnen die Entscheidung, uns im Namen der Gemeinschaft Land zuzusprechen», erklärt Isabela.
Das Projekt hat auch eine nationale Frauenplattform ins Leben gerufen: «Plataforma Politica da Mulheres». Diese vertritt die Interessen und Landrechte von Frauen auf nationaler Ebene und zielt darauf ab, den Zugang zu Land für Frauen zu systematisieren. «Das hilft uns, unsere Rechte besser zu verstehen. Auch unsere Männern verstehen besser, dass wir Frauen ein Recht auf Land haben», so Isabela.
Isabela Inbali, eine Bäuerin in der Region Oio, ist seit dem Start des Projekts dabei. Gemeinsam mit den Frauen im Dorf organisierten sie sich in einer Gruppe und baten SWISSAID um Unterstützung in Form einer mechanischen Mühle.
Tore J. Mbunde bezeugt die positiven Veränderungen, die die ganze Familie spürt, seit seine Frau endlich Land erhalten hat. «Zuvor hatten wir ein kleines Feld, das ich bewirtschaftete. Wir hatten nur dieses eine Feld, um die ganze Familie zu ernähren, und keine andere Möglichkeit, Geld zu verdienen. Als meine Frau das Ackerland erhielt, konnte sie ihren Traum vom Gemüseanbau endlich verwirklichen. Das ist ein grosser Gewinn für die Familie.»
Schon bald erzielte die Familie ein zusätzliches Einkommen mit dem Gemüse, das seine Frau angebaut hatte und auf dem Markt verkaufen konnte. «Mit diesem Geld kauft meine Frau Lebensmittel für die Familie, sowie Schulmaterial – Bücher, Hefte, Stifte – und Kleider für die Kinder.»
Die Veränderungen im Rahmen des Projekts hatten einen weiteren positiven Nebeneffekt: die Stärkung des Selbstbewusstseins der Frauen. Die 32-jährige Bäuerin Salimato Balde berichtet, dass sie nun eine bessere soziale Stellung in der Gemeinschaft hat. «Das Projekt hat bei uns Frauen einen Mentalitätswandel bewirkt. Wir sind selbstbewusster geworden», fügt Isabela inmitten ihres grünen Feldes lächelnd hinzu.