Eine zentrale Erkenntnis des Berichts ist das Streben der Frauen nach Unabhängigkeit – auch von konventionellen Nahrungsverarbeitungsketten. Der Wunsch nach Selbstbestimmung als Individuum und als Bäuerin ist jederzeit präsent. Das äussert sich nicht zuletzt in sehr klaren Vorstellungen über unternehmerische Freiheit und wie der Wandel der Ernährungssysteme stattfinden soll. Dass sie eine Hebelwirkung erzeugen können, ist offensichtlich: Mittelgrosse und kleine Betriebe stellen weltweit 60% der Nahrung her und brauchen dazu nur 30% der Fläche. Je nach Gegend leisten die Frauen 50%-80% der Arbeit.
Sonja Tschirren, Co-Autorin des Berichts fordert: «Im Hinblick auf den Food Systems Summit der UNO und darüber hinaus müssen wir diesen Frauen genau zuhören. Sie bieten Geschäftsmodelle an, die ganz selbstverständlich eine produktive Landwirtschaft, gesunde Ernährung, das Tierwohl und den Schutz der Umwelt vereinen. Dabei hilft ihnen die Agroökologie.»
«Die Schweiz wird sich international für Agrarökologie und die Anerkennung und Stärkung der Rolle der Frauen in Ernährungssystemen einsetzen», sagt Herr Christian Hofer Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft. Er hat die Schweiz am Vorbereitungsgipfel in Rom (Juli 2021) vertreten. Ihm wurde von SWISSAID heute der Bericht und die Empfehlungen überreicht.
Fabian Molina, Co-Präsident von SWISSAID und NR (SP/ZH) unterstützt die Empfehlungen des Reports: «Aus Gründen der globalen Gerechtigkeit und des Klimawandels muss ein grundlegender Wandel der Ernährungssysteme stattfinden. Es ist zentral, die Autonomie der Bäuerinnen und Bauern zu stärken und dem Einfluss der Konzerne Einhalt zu gebieten.»
Christine Badertscher (NR Grüne/BE): «Die UNO und letztlich die Schweiz müssen sich jetzt mit grosser Dringlichkeit darum kümmern, dass Agroökologie weltweit der Durchbruch gelingt. Mehr Forschungsgeldern für diesen Bereich und bessere Preise für sozial gerechte, umweltfreundliche Produkte sind ein Muss.»
Der Bericht appelliert eindringlich an die UNO, eine aktivere Rolle einzunehmen. Auf der Basis der universellen, absoluten Gültigkeit der Menschenrechte müssen die Mitgliedstaaten angeleitet werden, die Stellung der Frauen in den Ernährungssystemen zu stärken. Die falschen Anreize und Hindernisse sind aus den Ernährungssystemen zu eliminieren. Subventionen müssen zugunsten agroökologischer Inputs gezahlt werden, statt für synthetische Mittel. Geistiges Eigentum (Patente und Sortenschutz) auf Pflanzen muss stark eingeschränkt werden und die Saatgutregulierung muss die bäuerlichen Rechte berücksichtigen, damit die natürliche genetische Grundlage für zukünftige Nahrung erhalten bleibt.
Der Bericht ist in Zusammenarbeit mit den betroffenen Frauen entstanden, die deshalb auch ausdrücklich als Co-Autorinnen des Berichts genannt sind.
Für weitere Informationen
Sonja Tschirren, SWISSAID, Verantwortliche Agrarökologie & Klima, +41 79 363 54 36, s.tschirren@swissaid.ch
Fabian Molina, NR/ZH, +41 79 781 12 28
Christine Badertscher, NR/BE, +41 79 583 69 03
Christine Badertscher und Fabian Molina haben zum Thema eine Interpellationen eingereicht, auf die der Bundesrat geantwortet hat.