Recht auf Saatgut umsetzen
Bäuerinnen und Bauern haben das Recht, Saatgut zu vermehren, für die nächste Aussaat zurückzubehalten, zu tauschen und zu verkaufen. Ihre Mitwirkung und ihr Einbezug sowie der Schutz ihres traditionellen Wissens sind entscheidend für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Saatgutvielfalt und der genetischen Ressourcen. Internationale Regelwerke wie der Saatgutvertrag ITPGRFA und die Bauernrechtsdeklaration UNDROP sichern den Bäuerinnen und Bauern ihr Recht auf Saatgut zu. SWISSAID setzt sich dafür ein, dass diese Instrumente bekannt gemacht, genutzt und umgesetzt werden.
Das bäuerliche Recht auf Saatgut wird vielerorts beschnitten. Viele Länder des Globalen Südens geben dem Druck der Industrieländer und der Saatgutindustrie nach und führen strenge Saatgutgesetze ein, welche das bäuerliche Saatgut vom Markt verdrängen. Über Patente oder radikalen Sortenschutz, wie beispielsweise dem UPOV91 System, wird Saatgut monopolisiert und die Bauernfamilien verlieren den freien Zugang zu diesem essenziellen Gut. Als Mitglied der Koalition «Recht auf Saatgut» setzt sie sich dafür ein, dass die Schweiz in Freihandelsabkommen auf die Forderung eines Sortenschutzes nach UPOV91 verzichtet.
Bäuerliche Saatgutsysteme und UPOV91:
Bäuerliche Saatgutsysteme stärken
Die Bedeutung der bäuerlichen Saatgutsysteme, Ursprung aller Saatgutvielfalt und Garant der Ernährungssouveränität, wird häufig verkannt und die notwendige Unterstützung fehlt. SWISSAID gibt Gegensteuer, führt Saatguthüterinnen zusammen und baut Saatgutnetzwerke auf. In dörflichen Saatgutbanken werden die Sorten identifiziert, charakterisiert und erhalten.
Mit Partizipativen Garantiesystemen wird die Qualität des bäuerlichen Saatgutes verbessert und damit die Erträge erhöht. Der Verkauf von Saatgut durch die Saatgutbanken bringt den Bauernfamilien ein zusätzliches Einkommen. Junge Menschen erhalten durch die Züchtung neuer Sorten eine Zukunftsperspektive auf dem Land.
Partizipatives Qualitätssicherungssystem für Saatgut: Eine Erfahrung aus Kolumbien
Agrarökologie statt Gentechnologie
Die Probleme welche die industrielle Landwirtschaft weltweit verursacht, werden immer offensichtlicher. Statt dies durch einen grundlegenden Wandel der Ernährungssysteme anzugehen, schlagen gewisse Kreise vor, diese mittels neuer Gentechnologie, wie CRISPR/Cas zu lösen. Sie versprechen, die Pflanzen resistenter gegen Schädlinge und genügsamer im Düngerbedarf zu machen.
Allerdings sind diese Technologien längst durchpatentiert und in den Händen der Agrarkonzerne. Die Erfahrung mit der «alten» Gentechnologie zeigt: Konzerne sind eher daran interessiert, Pflanzen zu entwickeln, die sie zusammen mit den passenden Pestiziden verkaufen können, als die Landwirtschaft ökologischer zu machen.
Für die Bäuerinnen und Bauern im Süden sind die Methoden der Gentechnologie nicht zugänglich und auch nicht vielversprechend. Denn sie verfügen bereits über verschiedene bäuerliche Sorten, die natürlicherweise resistent gegen Schädlinge sind, mit schlechten Böden auskommen und Trockenheit widerstehen.
Statt neuer Gentechnologie braucht es ganzheitliche Lösungen und den Schutz der Rechte der Bäuerinnen, die die Sortenvielfalt erhalten und sich täglich für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion einsetzen. SWISSAID setzt auf agrarökologische Landwirtschaftssysteme zur Bekämpfung von Hunger und leistet Aufklärungsarbeit zu Risiken und Auswirkungen der Gentechnologie.
Eine besonders gefährliche Anwendung der neuen Gentechnologie sind sogenannte «Gene Drives» damit sollen Schädlinge ausgerottet werden.
Gene Drives: Zerstörerisch und unkontrollierbar
Monopolisierung durch Patente
Agrarkonzerne lassen herkömmlich gezüchtetes Obst, Gemüse und Getreide wie Braugerste patentieren, obwohl dies im europäischen Patentrecht verboten ist. So verschaffen sie sich immer mehr Kontrolle über unsere Lebensmittel. Ähnliche Patentanträge werden auch auf Tiere eingereicht. Bereits sind mehr als 1’000 Pflanzensorten in der Schweiz und in Europa von Patenten betroffen.
Aber: Konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere sind keine Erfindung. Gemeinsam mit anderen Organisationen aus ganz Europa engagiert sich SWISSAID im Netzwerk «No Patents on Seeds», ficht unrechtmässig vergebene Patente an und engagiert sich für eine Anpassung des Patentrechts.